Die Katholische Schule in Augustfehn
Als im Jahre 1863 die Zahl der Katholiken in Augustfehn auf 106 Seelen angewachsen war, entsprach das bischöfliche Offizialat in Vechta den Bitten der Gläubigen und es wurde am 25. September 1863 im Hause des Obermeisters Grote im Beisein von 125 Gläubigen die erste heilige Messe von Vikar Brinkmann aus Barßel gehalten. Vikar Brinkmann wurde fortan jeden Donnerstag mit der Kutsche von Barßel nach Augustfehn abgeholt und auch wieder zurückgebracht, nachdem er die anfallenden geistlichen Betreuungen versehen und anschließend die Kinder in katholischer Religion unterrichtet hatte.
Mit dem Bau der Eisenhütte (1856) und des Stahlwerkes (1872) in Augustfehn kamen viele katholische Familien in die Gemeinde. Die Verwaltung der Eisenhütte stellte 1872 einen Behelfsraum für Gottesdienste und Religionsunterricht zur Verfügung. Dieser Raum erwies sich aber schon bald als viel zu klein und unzulänglich.
Der Nachfolger von Vikar Brinkmann, der Vikar Heinrich Krogmann, der ebenfalls in Barßel wohnte und wirkte, sorgte für einen besser geeigneten Raum. Er richtete auf dem Grundstück der Witwe Schipper an der Hauptstraße in Augustfehn einen Anbau als Notkapelle ein. Die Rundung am Giebel des Hauses erinnerte noch lange an diese Behelfslösung. Im September 1979 wurde das Haus ein Raub der Flammen.
Die kleine aber rührige Gemeinde gab sich seinerzeit mit der Behelfslösung keineswegs zufrieden, denn sie erwarb im Jahre 1876 von H. Ahlers aus Hengstforde das heutige Kirchengrundstück in einer Größe von 40 Ar, welches gegenüber dem Grundstück der Witwe Schipper auf der anderen Straßenseite lag. Man errichtete dort zunächst eine einklassige katholische Schule. Ein Wohltäter aus dem Münsterland stiftete dafür 1000 Thaler. 1877 gelang der Ankauf des größeren Nachbargrundstückes.
Von den Lehrern in dieser frühen Zeit ist nichts mehr bekannt. Man darf annehmen, dass der Unterricht wenigstens zum Teil von dem jeweiligen Geistlichen und von dem Küster erteilt wurde. Der erste Lehrer, der dem Namen nach bekannt ist, war Lehrer Klümper, der zwischen den beiden Weltkriegen (1897–1933) an der einklassigen Schule wirkte. Hauptlehrer Karl KLÜMPER war über 50 Jahre als Lehrer in der Gemeinde Augustfehn tätig und hat das Leben der katholischen Gemeinde in Augustfehn entscheidend mitgeprägt.
1871 auf Gut Welpe bei Vechta geboren, kam er schon mehrere Jahre vor der Jahrhundertwende nach Augustfehn und kehrte erst 1950 in seine alte Heimat zurück.
Auch für evangelische Mitbürger war er der Repräsentant der katholischen Gemeinde, zumal die Seelsorger dort viel häufiger wechselten.
In der Hitler-Zeit wurde die Schule aufgehoben und die Kinder wurden auf die Klassen der evangelischen Schule aufgeteilt. Lehrer Klümper wurde 1933 von den Nationalsozialisten aus der Schule entfernt. Er versah aber weiterhin, wie in den Jahren zuvor den Küster- und Organistendienst. Auf das Honorar verzichtete er zugunsten der kleinen katholischen Diasporagemeinde.
Das alte Schulgebäude, das schon sehr verfallen war, diente anfangs noch als Raum für den Religionsunterricht und für Gruppenstunden. Später zog der Küster Hubrich, der bislang in einer Elendswohnung gehaust hatte, in die nicht viel besseren Räume dieser alten Schule ein.
Mit dem neuen Schulgesetz konnte 1946 eine gesonderte katholische Schule wieder eingerichtet werden. Sie bestand aus einer einzigen Klasse, in der alle sechzig katholischen Kinder aus Augustfehn zusammengefasst waren. Der Unterricht fand nur nachmittags in der evangelischen Schule am Kanal statt, und zwar in einem viel zu kleinen Klassenraum.
Der erste Lehrer nach dem zweiten Weltkrieg, Herr Alois Kuper (1946-1951), war mit diesen Verhältnissen hoffnungslos überfordert. In der Zeit von 1951 bis 1952 leitete Herr Leo Tolxdorf die Schule. Später war er Professor an einer Hochschule im süddeutschen Raum.
Als im Jahre 1952 Lehrer Erhard Rabofski die Schule übernahm, war die Schülerzahl schon um die Hälfte gesunken. In dieser Zeit wurde eine Jugendgruppe gegründet, bei deren Leitung der Pfarrektor in Herrn Rabofski einen begabten und treuen Helfer fand. Später war Herr Rabofski Rektor der Realschule in Barßel.
Letzter Leiter der selbständigen katholischen Schule in Augustfehn war Lehrer Paul Suhrenbrock in den Jahren 1954-1958.
Die Kinderzahl war inzwischen wiederum um die Hälfte auf 15 Schüler gesunken.
Nach den geltenden Bestimmungen musste nunmehr die Schließung der Schule verfügt werden. Die Kinder wurden wieder auf die Klassen der evangelischen Schule aufgeteilt.
Die Lehrer Paul Suhrenbrock und Wilhelm Haskamp übernahmen weiterhin den Religionsunterricht für alle katholischen Kinder.
Hans-Hermann van Lengen
05.03.2025
Du interessierst dich für unsere historischen Orte?
Hier findest Du weitere Informationen: