Steges Helgen, Molkerei und Werft

Die Molkerei in Augustfehn

Die Molkerei in Augustfehn wurde im Jahr 1901 von dem in Weitewelt (Bad Segeberg) am 28 April 1864 geboren Christian Friedrich Wilhelm Stüben gebaut und gegründet. Sie befand sich südlich der Heerstraße Oldenburg-Leer am Ostufer des Kanals beim sogenannten „Schlackenberg“. Ziel war die Verarbeitung der Milch aus der umliegenden Region. Aus kleinen Anfängen heraus entwickelte sich die Molkerei und erlangte bald Bedeutung für die regionale Wirtschaft, sowohl als Produzent von Milchprodukten als auch als Arbeitgeber.

Herr Stüben baute 1908 eine weitere Molkerei in Hatshausen, Moormerland und verpachtete im Jahr 1910 zunächst die Molkerei in Augustfehn und verkaufte sie dann ein Jahr später an die Firma Leptin & Claus. Unter dieser neuen Leitung wuchs die Bedeutung der Molkerei weiter. Bis zum Ersten Weltkrieg galt sie als eine der modernsten Molkereien im Oldenburger Land und verarbeitete jährlich mehr als drei Millionen Liter Milch. Sogar aus Ostfriesland wurde Milch angeliefert. So ließen zum Beispiel die Bauern aus Schwerinsdorf ihre Milch von Johann Reiners mittels Pferdefuhrwerk nach Augustfehn transportieren. Dies war sehr mühselig, da sogar die heutige Bundesstraße Remels – Hesel noch ein Sandweg war.

Dennoch kam es um 1930 zur Stilllegung der Molkerei in Augustfehn. Der Grund dafür war die Verlagerung des Betriebes nach Apen im Zuge einer Molkereigenossenschaftsbildung. Dort wurde die neue Molkerei in einer ehemaligen Fleischwarenfabrik (Siems) eingerichtet. Damit endete die aktive Nutzung der ursprünglichen Molkerei in Augustfehn.

Das Gebäude der alten Molkerei blieb jedoch bestehen und wurde später als Wohngebäude genutzt. In den 2000er-Jahren war es ein markantes Zeugnis der Geschichte Augustfehns, jedoch fiel es schließlich der Abrissbirne zum Opfer, um Platz für moderne Wohnbebauung zu schaffen. Die Abrissarbeiten erfolgten 2014, womit ein Stück industrieller Geschichte Augustfehns endgültig verschwand.

Zusätzlich interessant ist, dass die Molkerei während der Inflationszeit nach dem Ersten Weltkrieg als Herausgeber von Notgeld fungierte um den Mangel an offiziellem Geld auszugleichen. Dies unterstreicht die zentrale wirtschaftliche und gesellschaftliche Rolle, die sie für die Region einnahm.

19.12.2024

Hans-Hermann van Lengen

 

Die Werft "Steges Helgen" in Augustfehn
Die Werft "Steges Helgen" hatte eine bedeutende Rolle in der Geschichte des Schiffsbaus in Augustfehn.

Gründung und Betrieb

Im 19. Jahrhundert war der Schiffsverkehr im Ammerland und am Aper Tief ein bedeutender Wirtschaftszweig. Johann Hinrich Stege geboren 1829 in Elsfleth, ein erfahrener Schiffszimmermann, und seine Familie führten die Werft über mehrere Jahrzehnte. Die Werft wurde hauptsächlich genutzt, um kleinere Holzschiffe mit einer durchschnittlichen Größe von 35–40 Last (70–80 Laderaum) zu bauen. Diese Schiffe wurden oft für die Torfschifffahrt und den regionalen Handel genutzt.

Zwischen 1849 und 1856 liefen von den Werften des Ammerlands, darunter "Steges Helgen", insgesamt 111 Schiffe vom Stapel. Die Arbeit an den Schiffen begann mit dem Bau des Rumpfs, der dann über die Ems transportiert wurde, wo die weitere Ausrüstung stattfand.

Niedergang und das Ende einer Ära
Mit dem Fortschritt der Technik und der Einführung moderner Transportmittel verloren traditionelle Werften wie die von Stege ihre wirtschaftliche Bedeutung. Nach 1870 verschwanden die meisten Werften entlang des Aper Tiefs. Die "Stegesche Werft" war eine der letzten, die geschlossen wurde. Historischen Berichten zufolge war die Schließung der Werft ein schleichender Prozess, da der Bedarf an handwerklichem Holzschiffbau abnahm.Die Eisenbahnstation Augustfehn, die 1868 eröffnet wurde, trug ebenfalls zum Ende des Schiffsverkehrs bei, da sie effizientere Transportmöglichkeiten bot. Der Hafen von Augustfehn wurde schließlich aufgegeben und nach dem Ersten Weltkrieg eingeebnet.

Familiengeschichte
Johann Hinrich Stege war Betreiber der Werft und lebte auch noch hochbetagt in einer primitiven Hütte wo einst die Schiffe zu Wasser gelassen wurden.Sein Sohn Carl Diedrich Stege setzte die Tradition des Holzschiffbaus fort. Er arbeitete als Schiffszimmermann in Hengstforde.


05.03.2025

Hans-Hermann van Lengen

Sammlung historischer Bilder Steges Helgen, Molkerei und Werft

1901 bis 2014

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