Haus von Johann Heinrich Struß, später Paul Hinrichs

Haus von Johann Heinrich Struß, später Paul Hinrichs, Poststraße 2

An dieser Stelle wurde im Jahr 1907 durch den Kaufmann Johann Heinrich Struß ein Geschäftsgebäude mit Wohnung gebaut. Struß eröffnete hier eine Manufaktur-, Eisen-, Kurz- und Kolonialwarenhandlung, in dem er seine Spezialität, eine eigene Mischung des beliebten Ostfriesentees, herstellte und verkaufte. Außerdem handelte er mit allerlei Lebensmitteln, Textilien und Eisenwaren, mit allem was man zum täglichen Leben braucht.

Mitte der 1930-er Jahre übernahm Paul Hinrichs das Geschäft einschließlich dem Warenbestand.

Paul Hinrichs wurde zum Kriegsbeginn 1939 eingezogen. Als Alleinstehender sah er sich gezwungen seinen Laden bis 1945 zu schließen. Weitsichtig wie er war, vergrub er sicherheitshalber 2 große Leinensäcke mit wertvollen Kaffeebohnen. Das Glück war ihm hold und er kehrte körperlich unversehrt nach Kriegsende auf einem gestohlenen Fahrrad in seine Heimat Augustfehn zurück, wo er auch die vergrabenen Säcke mit Kaffeebohnen vorfand. - Damit war ein Neustart möglich.

Paul Hinrichs war ein pfiffiger und ideenreicher Kaufmann, der sogar schon damals Porzellan für Familienfeste verlieh, es gab ja nicht mehr viel in den Haushalten.
Hinter seinem Laden baute er 1956 schließlich das 1. Kühlhaus in der Region. Die Kunden konnten zwischen 25 l und 50 l großen Gefrierfächern auswählen, die Fächer hatten eine Temperatur von minus 18 Grad.

In dem Raum der Gefrierfächer herrschte eine Temperatur von 0 Grad. Damit die frisch geschlachteten Fleischwaren ihre Qualität behielten, mussten sie schockgefroren werden, dafür gab es einen Extraraum mit einer Temperatur von eisigen 40 Grad Minus. Nach 12 Stunden in der Eiskammer, verteilte man das Fleisch auf die Gefrierfächer.

Um es seinen Kunden so angenehm wie möglich zu gestalten, hingen für alle im Vorraum ein Mantel und eine Pudelmütze bereit. Jeder der an sein Fach wollte, konnte Mantel und Mütze nutzen und anziehen.

Neben dem Kühlhaus richtete er auch eine Waage für Fuhrwerke ein.

Der Laden schloss 1966, das Kühlhaus und die Waage wurden bis Ende der 70er Jahre weiter betrieben. Während der Kühlschrank ab den 1950er Jahren in Deutschland zunehmend Verbreitung fand, dauerte das mit Gefrierschränken bis in die 1970er/1980er Jahre. Heute kaum vorstellbar.

Das Gebäude wurde in den darauffolgenden Jahren unterschiedlich genutzt und oft umgebaut, so dass sich seine Gestalt heute ganz anders darstellt.

Unter anderen war hier auch einmal eine Filiale der Apener Bank untergebracht.

Enno und Rita Cramer
01.03.2025

Sammlung historischer Bilder Haus von Johann Heinrich Struß, später Paul Hinrichs

1907 bis heute

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