Haus Röben, Poststraße 1
Nachdem die medizinische Versorgung, seit 1868 durch Dr. Heinrich Königer aus Westerstede in Augustfehn gewährleistet wurde, ließ sich Medizinalrat Dr. Ernst Friederich August Röben im Jahre 1872 hier an der Poststraße Nr. 1, nieder.
Durch seinen Auftrag wurde dieses Haus in den 1870er Jahren erbaut.
Ein geräumiges Haus mit weißem Putz und Satteldach, das war wirklich etwas ganz Besonderes. Auch ein wunderschöner Wintergarten befand sich am Haus, der aus großzügigen Glasflächen und hölzernen Rahmen bestand. Genau solche Wintergärten, konnte man auch oft in den vornehmen Seebädern bewundern, leider gibt es ihn heute nicht mehr.
Durch den Einfluss seiner französischen Frau, die er im Deutsch-Französischen Krieg (1870 /1871) geheiratet hatte, bekam das Haus eine hohe Sichtschutz-Mauer, die sogar heute noch in weiten Teilen erhalten ist.
Augenzeugen berichteten, dass es nach dem Einzug ins schöne Eigenheim nicht lange dauerte, bis sich die Hausherrin direkt an der Innenmauer, durch einen Gärtner, fachgerecht einen Hügel anhäufen ließ, um das geschäftige Treiben in den umliegenden Straßen zu verfolgen, natürlich gut getarnt hinter angepflanzten Sträuchern.
Jetzt konnte sie unauffällig Züge, Schiffe, Postkutschen und Leute beobachten.
Dr. Röben war der erste Autobesitzer in Augustfehn. Er besaß einen Daimler Phönix (Bj. ca. 1898). Daneben steht sein Nachfolge- Auto, ein Hansa C 30 (Bj. ca. 1908), hergestellt in der Hansa Automobil- GmbH in Varel, mit seinem Chauffeur August Schüßler.
Mit dem Daimler besuchte er seine Patienten, bis nach Westerloy. Sein Wirken wurde als sehr segensreich empfunden, auch von den Arbeitern der Eisenhütte, die 12 Stunden am Tag schwer arbeiten mussten.
Ebenfalls erteilte er stets gute Ratschläge. z.B. bei einer Entzündung des Auges sollte man Kanalwasser hinein träufeln, das heilt. Die Huminsäuren aus dem Moor, die bekanntlich auch Moorleichen konservieren, wirken bakterientötend. Heute wäre das vermutlich umgekehrt.
Dr. Röben praktizierte bis 1908 in Augustfehn. Er starb am 11. Juni 1912 im Peter-Friedrich-Ludwig-Hospital in Oldenburg. In seinem Testament verfügte er:
„Der Rest des Nachlasses soll demnächst nach unserem beiderseitigen Ableben als Grundstock für ein in Augustfehn zu errichtendes Krankenhaus verwandt werden.“
Unter der Verantwortung des Kaplan Evers aus Bakum wurde das „Röben Haus“ während des ersten Weltkrieges an Familie Reins verkauft. Die katholische Gemeinde erwarb aus dem Erlös ein Grundstück in Elisabethfehn und ein weiteres hinter dem katholischen Friedhof in Augustfehn. Auf diesem sollte ein gemeindeeigenes Krankenhaus entstehen. Durch den verlorenen ersten Weltkrieg und der anschließenden wirtschaftliche Misere war eine Umsetzung des Plans allerdings nicht zu realisieren.
Der Sohn von Familie Reins, Gerhard war ein erfolgreicher Flugzeugingenieur, er war sogar an der Entwicklung des ersten Düsenflugzeugs der Welt beteiligt. Leider verunglückte er beim Fliegen eines Versuchsmodells der Heinkel HE 112 V-3 in Peenemünde tödlich.
Für immer bleibt er ein beachtlicher Sohn unseres Dorfes.
Das Haus ging dann 1965 in den Besitz des Enkels, Hans-Gerd Fischer über, Herr Fischer verkaufte das Haus 2000 an Dr. Amelung, der auch noch heute, im Jahre 2025, mit seiner Familie darin lebt.
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